„Diese Worte können doch nicht aus der Bibel stammen!“
Rundbrief, Sommer 2010

 Die Bibel gut zu übersetzen, ist kein einfacher Prozess. Von jedem übersetzten Text werden wenigstens vier aufeinander folgende Entwürfe gemacht, wobei in jedem Stadium verschiedene Überprüfungen vorgenommen werden: exegetische Überprüfung, internes Nachprüfen, sprachwissenschaftliches Redigieren, Tests mit Einheimischen, Durchlesen mit dem sprachwissenschaftlichen Berater, externes Überprüfen usw. Aber selbst wenn die Übersetzung beendet, das Buch veröffentlicht und in der entsprechenden Sprachregion angekommen ist, muss es doch irgendwie zu den Lesern kommen, und auch das ist keine einfache Aufgabe. Die Bibel in Gegenden mit vorwiegend muslimischer Bevölkerung zu verteilen, kann gefährlich sein, weil viele Leute Vorurteile haben und in diesem Buch ein Werkzeug der Verwestlichung oder der Russifizierung sehen. Darin wird eine echte Bedrohung der ethnischen Kultur und der weltanschaulichen Fundamente der Gesellschaft gesehen. „Wir haben uns entschieden, kreativ an die Verteilung heranzugehen“, berichtet die Koordinatorin des adygeischen Projekts. „Es gibt einen bekannten muslimischen Feiertag, den ‚Kurban Bayram‘ (das Opferfest). Das ist der Gedenktag daran, dass Abraham seinen Sohn als Brandopfer Gott darbringen sollte. (Für die Moslems handelt es sich dabei um Ismael und nicht um Jakob.) Gott liess jedoch einen Widder herbeikommen, der dann geopfert werden konnte. Während dieses Fests organisierten wir auch eine Feier, an der wir die adygeische Übersetzung der Genesis (1. Mose) mit der Erzählung von Abrahams Opfer unseren muslimischen Freunden und Nachbarinnen präsentierten. Ausser dem Buch Genesis verteilten wir auch Exodus (2. Mose), die Psalmen und das Buch Daniel.“

Besonders wertvoll ist es, wenn Menschen aus der Gesellschaft, für die die Bibel gerade übersetzt wird, aus eigenem Antrieb eifrige Bibelleser werden.

„Als ich vor mehr als 20 Jahren begann, im Projekt mitzuarbeiten, war ich nicht gläubig, aber durch meine Arbeit lernte ich Gott kennen und lieben“, bezeugt die adygeische Übersetzerin. „Besonders freut es mich, am Alten Testament zu arbeiten. Ich verliebte mich so ins 5. Buch Mose, dass ich darum bat, es übersetzen zu dürfen. Im Lauf dieser Arbeit entdeckte ich, dass dieses Buch sozusagen der Schlüssel für das Verständnis des ganzen Alten Testaments ist. Ich liebe Israel und das Volk Gottes, das in seiner ganzen Geschichte so viel gelitten hat, um seinem Glauben treu zu bleiben. Während meiner Studienreise nach Israel, die ich vor einigen Jahren machen durfte, realisierte ich, dass die jüdische Geschichte ein ungelöstes Geheimnis ist. Die kaukasischen Völker haben mit dem jüdischen Volk viele Gemeinsamkeiten. Die jüdische Geschichte ist für mich wie mein eigenes Element. Einige Ethnographen denken, dass die Adygejer Nachkommen der Hethiter sind, und tatsächlich sehe ich viele Gemeinsamkeiten zwischen der adygeischen Mentalität, unserem Herzen, unserem Verhalten anderen Menschen gegenüber und dem Verhalten der biblischen Persönlichkeiten. Zum Beispiel ist die alttestamentliche Tradition der Gastfreundschaft der adygeischen Tradition sehr ähnlich. Auch wir verbinden Segen mit der Ehrfurcht den Eltern gegenüber, genau wie es das 5. Gebot sagt (2. Mose 20,12 oder 5. Mose 5,16). Die traditionelle Haltung der Adygejer gegenüber fremdem Eigentum entspricht dem 8. Gebot ‚Du sollst nicht stehlen‘. Von klein auf wurde ich belehrt, dass es schändlich ist, den Grenzstein eines Nachbarn zu versetzen.“ Die Veröffentlichung vom 5. Buch Mose ist für 2019 vorgesehen.

Oft werden die auf Adygeisch übersetzten Texte zu Samenkörnern, die auf fruchtbaren Boden fallen. Hier folgen einige Episoden aus dem Erleben unserer Koordinatorin des adygeischen Projekts, wie sie sie uns erzählt hat:

Die adygeische christliche Gemeinde beschloss, an Weihnachten eine Feier für die Nachbarschaft zu veranstalten. Als Teil der Feier wurde den Gästen angeboten, abwechslungsweise einen Bibelabschnitt aus der adygeischen Übersetzung vorzulesen. Sie, die sich als Moslems betrachten, fanden diese adygeischen Texte erstaunlich. Sie fragten sich, woher sie wohl stammten, und drückten ihre Verwunderung darüber aus, dass sie von solchen Texten noch nie gehört oder sie je gelesen hatten. Sie erkannten sie sofort als Wort Gottes. Viele drückten den Wunsch aus, so ein Buch daheim zur Verfügung zu haben, um weiter darin lesen zu können. Natürlich war diese Feier ein organisierter Anlass, und die Gäste wussten zumindest, dass sie von einer christlichen Gemeinde eingeladen waren. So zeugte ihre Anwesenheit von ihrer Offenheit und ihrer Bereitschaft, Kontakte herzustellen und etwas Neues zu lernen. Es ist aber noch spektakulärer und erfreulicher, wenn der erste Kontakt mit der Bibel spontan und unvorbereitet erfolgt, wie dies in der folgenden Situation der Fall war.

Eine adygeische Christin hörte beim Autolenken immer eine CD mit den Sprüchen auf Adygeisch. Einmal liess sie die CD im Wagen. Am nächsten Tag fuhr ihr Sohn den Wagen, und die CD startete beim Beginn der Sprüche. Der junge Mann hatte an jenem Tag eine weite Strecke zu fahren, und so hörte er sich die ganze Aufnahme an. Er war tief beeindruckt. Als er nach Hause kam, fragte er seine Mutter, woher sie diese hatte. Er war schockiert, als er hörte, dass der Text aus der christlichen Bibel stammte. Er war Moslem, und seine Einstellung zur Bibel war eher feindlich. Doch nach diesem Ereignis änderte er seine Haltung, und er drückte sein Verlangen aus, weitere Bibelteile zu hören. Merkwürdigerweise weigert er sich aber noch, biblische Texte selber zu lesen.

Eine andere adygeische Christin grüsste ihre ältere Nachbarin, die völlig in ihre Lektüre vertieft auf einer Bank in der Nähe ihres Hauses sass. „Was liest du?“ fragte sie. „Ich lese die adygeische Bibel“, erwiderte die ältere Frau. Die jüngere freute sich, das zu hören, doch dann realisierte sie, dass das nicht stimmen konnte, da die Bibel noch gar nicht vollständig auf Adygeisch übersetzt worden ist. Sie drückte ihre Verwunderung aus, und die ältere Frau erklärte ihr, dass sie mit ‚die adygeische Bibel‘ den Koran meinte. Die Christin ging in ihr Haus, holte ein Exemplar des Buchs der Sprüche in der adygeischen Sprache und brachte dieses der Nachbarin. „Schau, hier ist ein Text aus der richtigen Bibel, falls du wissen willst, was die richtige Bibel ist“, sagte sie. Als sie ihre Nachbarin zum nächsten Mal traf, konnte diese ihr grosses Erstaunen kaum in Worte fassen. „Diese Worte können doch gar nicht wirklich aus der christlichen Bibel stammen!“ wiederholte sie mehrmals. „Sie gleichen so sehr unserem ‚Adyghekhabze‘ (dem alten adygeischen Recht). Oft herrscht sogar völlige Übereinstimmung! Kannst du mir noch mehr biblische Bücher bringen?“ So brachte die Christin ihr weitere Bücher des Alten Testaments, die sie in der adygeischen Übersetzung hatte.

Das Übersetzungsteam hat im Lauf der letzten zehn Jahre mehrere AT-Bücher publiziert und nähert sich so mehr und mehr dem Ziel, die Bibel vollständig in ihre Muttersprache zu übersetzen. Das Team verfolgt dabei einen sehr kreativen Ansatz. So wurde eine Audio-Aufnahme der Sprüche durch professionelle Schauspieler verwirklicht. Wunderbare Videos mit adygeischen Landschaften und mit ethnisch passender Musik wurden für die adygeische Übersetzung von fünf Psalmen produziert. Eine zweisprachige, adygeisch-kabardinische Ausgabe des Predigerbuches ist für 2019 vorgesehen. Diese wird von einer Audio-Aufnahme begleitet sein, und der Einband soll mit traditionellen Ornamenten geschmückt werden. Wir hoffen, dass die Bibel von den kaukasischen Völkern wahrhaftig geschätzt werden wird, ist doch ihre Kultur in vielen Aspekten so nahe an der biblischen Welt.

Für die 500 Exemplare des illustrierten Predigerbuches benötigen wir CHF 9‘000.- Wir sind dankbar für jedes Buch, das Sie mit 9.- unterstützen können.

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