„Christus ist wahrhaftig ein Kurde!“
Rundbrief, Herbst 2019

Der alten buddhistischen Legende entsprechend begann Prinz Siddharta Gautama seinen geistlichen Weg, nachdem er zum ersten Mal einen alten, einen kranken und einen verstorbenen Menschen gesehen hatte. „Wofür leben wir, wenn wir alle zum Sterben bestimmt sind?“ fragte er sich. Diese ehrliche Fragen stand am Anfang einer der grossen Weltreligionen.

Verschiedene Zeugnisse zeigen uns, dass für viele Kurden, die Nachfolger Christi geworden sind, die Suche genau gleich begonnen hat. Für unseren langjährigen Übersetzer, den ältesten im Team, wie auch für ein jüngeres Teammitglied, das einige Jahre für die externe sprachwissenschaftliche Überprüfung der kurdischen Bibel verantwortlich war, begann der Weg zu Christus, als sie 8 oder 9 Jahre alt waren. Es war die Erkenntnis, dass der Tod uns alle erwartet, die den Anstoss zu ihrer Suche gab. Die Geschichte unseres Übersetzers beginnt wie die Geschichte des Prinzen Gautama: Er sah, wie eine verstorbene Person durch das Dorf zur Beerdigung getragen wurde. Das jüngere Teammitglied (wir nennen ihn Alex) hat eine andere Lebensgeschichte: Er war eines von sechs Kindern und das einzige, das das Erwachsenenalter erreichte. Als er ca. 5 Jahre alt war, starb sein letzter Bruder. Mit ca. 8 Jahren wurde Alex ruhelos, umgetrieben von den Fragen nach der Unausweichlichkeit des Todes und dem Sinn des Lebens.

Wenn Alex heute aus der Perspektive seines christlichen Glaubens und seiner Bibelkenntnis auf seinen Lebensweg zurückblickt, findet er viel Übereinstimmung zwischen der modernen Gesellschaft seines Volkes und der jüdischen Gesellschaft der Zeit Jesu. Für die Pharisäer war es überaus wichtig, die Grundlagen ihrer Tradition zu beachten, und das ist auch für die heutigen Kurden entscheidend. Das kommt aus der Tatsache, dass sie verfolgt werden und das Gefühl haben, das Herzstück ihrer nationalen Identität bestehe im Festhalten an den Grundlagen ihrer alten jesidischen Religion.

Was ist das denn für eine Religion? Hier beginnen die Unterschiede. Die Pharisäer waren sehr gebildete Glieder der jüdischen Gesellschaft. Alex erklärt, dass das bei den Kurden anders ist: „In unserer Religion gilt es als eine der schlimmsten Sünden, gebildet zu sein. Wenn jemand nach Bildung strebt, wird das als Rebellion angesehen. Man glaubt, dass nur der Gründer unserer Religion, Scheich Adi, würdig war, eine Schreibfeder in der Hand zu halten. Er gilt als Heiliger, und wenn ein gewöhnlicher Mensch nach Bildung verlangt, bedeutet das, dass er ein Heiliger werden will, ja, dass er den Platz des einzig wahren Heiligen einnehmen will! Was für eine verdrehte Ansicht! Seit meiner frühen Jugend war ich fleissig bestrebt, der Religion meiner Väter zu folgen. Ich sah es so: Da die kulturelle Identität meines Volkes auf unseren traditionellen Werten, auf unserem religiösen und kulturellen Erbe gründet, wird die Existenz unseres ganzen Volkes mit seiner einmaligen Kultur gefährdet, wenn jemand sagt, unsere Religion sei falsch und beruhe auf falschen Ansichten und Götzendienst. Ich wiederholte es mir noch und noch: ‚Unter gar keinen Umständen, ja, auch nicht bei Todesdrohung werde ich jemals Christ oder Muslim werden. Nie werde ich den Glauben meiner Väter verraten!‘ Doch während all dieser Zeit klopfte Gott an meine Herzenstür. Mein dauerndes Nachdenken über den Tod und den Sinn des Lebens, mein endloses Fragen nach dem göttlichen Plan in meinem Überleben, wo doch alle meine Geschwister gestorben sind, führte mich eines Tages zu der biblischen Aussage, dass Gott Einer ist und dass es keine anderen Götter ausser ihm gibt. Da fühlte ich ein starkes Verlangen, das Evangelium zu lesen. Und durch das Lesen realisierte ich schliesslich, dass ich das gefunden habe, was ich immer gesucht hatte. Paradoxerweise war meine Lebensführung damals sehr schlecht, vom irdischen wie vom göttlichen Gesetz hebetrachtet, aber ich war sehr fromm, wenn es um das Festhalten an den traditionellen religiösen Riten ging. Darum glaubte mir anfänglich niemand, dass ich Christ geworden war. Die Leute um mich herum dachten, ich hätte die Bekehrung bloss erfunden, um glaubwürdiger zu wirken und damit noch mehr Verbrechen begehen zu können. Aber die Veränderung war echt und sichtbar. Gott hat mein Leben total verändert. Und später mussten die Leute das auch anerkennen. Mein Vater hatte geschworen, dass er mich töten würde, wenn ich mich zu Christus bekehren würde. So erwartete ich eine überaus strenge Strafe, auch wenn er mich nicht töten würde. Aber auch dazu war ich bereit. Die Zeit verging, und nichts geschah. Später wendeten auch er und meine Mutter sich zu Christus. Was für ein Wunder!“

Alex hat jetzt grosse Erfahrung im Arbeiten mit biblischen Texten. „Es ist immer ein grosser Vorteil, mehrere Sprachen zu kennen und so den Bibeltext in verschiedenen Übersetzungen lesen zu können. Diese Praxis bereichert das Verständnis, weil man dabei immer wieder Abschnitten begegnet, die in den verschiedenen Versionen ganz unterschiedlich klingen.“ Alex zitiert einige Bibelabschnitte, die bisher von seinen kurdischen Genossen missverstanden worden sind. So war ein kurdischer Pastor überzeugt, dass es in der Geschichte der Heilung des Aussätzigen in Markus 1 der Aussätzige und nicht Jesus war, der die Ortschaften nicht mehr öffentlich betreten konnte. Ein weiteres Beispiel: Bei der Audioaufnahme des Neuen Testaments verlangten die Überprüfer, dass die Worte des Paulus in 1. Kor. 7,40 ‚Ich denke, dass auch ich den Geist Gottes habe‘ mit einer fragenden Betonung gelesen werden sollten. Sie waren überzeugt, dass Paulus daran zweifelte, den Geist Gottes zu haben, und dass er die Korinther um ihre Meinung dazu fragte. Solche Situationen beweisen, wie anspruchsvoll und extrem schwierig die erste Übersetzung der Bibel in eine neue Sprache ist. Selbst Abschnitte, die für regelmässige Bibelleser ganz klar sein mögen, können von Menschen, die sie zum ersten Mal hören, falsch verstanden werden.

„Ich las das Evangelium zuerst einmal auf Russisch“, fährt Alex weiter. „Ich lebte in Armenien und konnte gut Armenisch, aber da ich seit meiner Kindheit auch oft in Russland weilte, konnte ich auch gut Russisch. Es bereitete mir keine Mühe, das russische Evangelium zu verstehen. Das Problem des Verständnisses liegt anderswo. Das Hauptproblem liegt darin, dass viele Kurden der Überzeugung sind, Christus sei für die Russen, die Armenier, die Europäer da, aber nicht für alle andern. Als ich dann das Evangelium zum ersten Mal auf Kurdisch las, bekam ich den genau gegenteiligen Eindruck – dass Christus einer von uns ist, dass er wahrhaftig ein Kurde ist!“

Bald wird auch das Alte Testament fertig übersetzt sein. So planen wir bereits die zusätzlichen Arbeiten, die für die Publikation der ganzen Bibel nötig sind (Einleitungen, Glossar, Karten etc). Das kostet uns CHF 750.- Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

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