„Herr, hilf meinem Volk, sich dein Wort anzueignen!“
Rundbrief, September 2012

Die Dolganen sind Glieder eines jungen Volkes im Hohen Norden. Wir könnten sogar sagen, dass es sich um ein sehr junges Volk handelt, denn ihre Identität als Volk ist erst im 20. Jahrhundert anerkannt worden. Ihre Sprache leitet sich vom Jakutischen her. Obwohl sich die Jakuten und die Dolganen kulturell und ethnisch deutlich unterscheiden, bezeichneten sich die Dolganen selber immer als „Jakuten“. Erst in den 1960er Jahren bestimmten die Wissenschaftler, dass sich die dolganische Sprache genügend von der jakutischen unterscheidet, dass sie als eigenständige Sprache und nicht bloss als Dialekt bezeichnet werden kann. So wurden die Dolganen ein eigenes Volk.

Doch dies war noch nicht das „happy end“. Es war erst der Anfang eines schwierigen Kampfes, um als einzigartiges nördliches Volk mit seiner eigenen Geschichte, Kultur und Tradition zu überleben. Tatsache ist, dass die nun anerkannte dolganische Sprache am Rand des Erlöschens steht. Wie bei den meisten Völkern des Hohen Nordens bildete die Pflege der Rentierherden während Jahrhunderten den traditionellen Lebensunterhalt der Menschen. Nach der Oktoberrevolution war es aber mit der Freiheit der Rentierhirten zu Ende. Kollektive und Siedlungen wurden errichtet, und die Kinder wurden in Internate gebracht und nur auf Russisch unterrichtet. So begann die gesprochene Sprache, nach und nach zu sterben. Eine Schriftsprache hat das Volk nie besessen. Vor etwa 30 Jahren, am Ende der sowjetischen Herrschaft, ist ein dolganisches Alphabet erarbeitet worden, und die ersten dolganischen Texte wurden veröffentlicht.

„Meine Kollegin in Taimyr sagte, dass sich die Völker des Hohen Nordens immer noch darauf vorbereiten, ihr eigenes Wort der ganzen Welt zu sagen,“ berichtet unsere dolganische Übersetzerin. „So wie ich es verstehe, meint sie damit, dass die Völker des Hohen Nordens immer noch sehr hohe moralische Massstäbe inmitten des Chaos der jetzigen Zeit bewahren und dass wir unsere eigenen Wege haben, diese traditionellen Werte der jungen Generation zu übermitteln. Und jetzt, stell dir vor: Wenn diese Menschen des Nordens, von denen viele immer noch ihren heidnischen Glauben schätzen, die christliche Botschaft mit ganzem Herzen aufnehmen, so werden sie nicht nur überleben, sie werden diese Botschaft auch den kommenden Generationen, die diese Erde bevölkern werden, weitergeben!“

Darüber hinaus sind die Dolganen unter den Nordvölkern besonders für ihre liebenswürdige Art und ihre warme Gastfreundschaft bekannt. Was ihnen fehlt, ist die Botschaft von Jesus Christus in ihrer eigenen Sprache, so dass diese gehört, aufgenommen und wertgeschätzt werden kann. Im 18. Jahrhundert gab es eine Zeit, in der die Dolganen Christen waren. Sie waren durch orthodoxe Missionare zum Glauben gekommen. Vor der Revolution hatte jedes grössere dolganische Dorf eine Kirche. Nach 1917 wurden diese aber alle zerstört... Trotzdem, weder in der nachsowjetischen Zeit noch in jenen vor-revolutionären Tagen hatten die Dolganen je eine Bibel in ihrer Muttersprache.

„Jetzt wird ein neues, hölzernes Kirchengebäude in Hatynga errichtet, (das ist unsere dolganische Region)“ sagt die Übersetzerin stolz. „Und es ist unsere dolganische Bevölkerung, die die Mehrheit der Kirchenglieder bildet.“

Gefragt, ob denn alle nötigen Begriffe und biblischen Namen seit der vorrevolutionären Zeit in der Sprache bewahrt geblieben seien, antwortet sie:

„Ja, wenn sehr alte Leute beten, gebrauchen sie diese speziellen Ausdrücke, sie nennen selbst die Apostel mit ihren dolganischen Namen. Aber unter den jungen Leuten kennt niemand diese Wörter oder die biblischen Namen. Wie hätten wir sie lernen können, wenn es keine geschriebenen Texte gibt?... Weisst du, es ist unsere nationale Besonderheit, dass die Dolganen nie laut beten. Unsere alten Leute beten im Stillen. So haben wir auch nie die Gelegenheit, sie zu hören. Ich kann ein einfaches Beispiel geben: Wenn sich eine russische Familie zum Essen versammelt, so beten die Leute, wenn sie gläubig sind, ihre Tischgebete laut. Die Dolganen beten in der gleichen Situation still, jeder betet tief in seinem Inneren. Doch habe ich einmal eine spannende Erfahrung gemacht. Von der Mitte der 1990er Jahre bis in die Anfänge des neuen Jahrhunderts arbeitete ich für den Rundfunk. Einmal hatten wir in unserem Programm einen Gast, mit dem wir darüber diskutierten, wie hart das Leben sei, wie unser Volk aussterbe, wie unsere Sprache in Gefahr sei zu verschwinden, wie Traditionen unwiederbringlich verloren gehen und die Rentierherden nicht mehr gehütet werden und... und... und... mit der unweigerlichen Schlussfolgerung „Alles wird nur immer schlimmer.“ Und ganz am Schluss unseres Gesprächs sagte unser Gast auf Dolganisch: ‚Oh Herr, hilf meinem Volk, sich dein Wort anzueignen.’ Ich war höchst erstaunt. Das bedeutete, dass es solche Wörter in unserer Sprache gibt – er hatte sie ja gefunden, er hatte sie von irgendwo her genommen, er hatte dieses kurze Gebet so natürlich formuliert!...“

Das Buch „Jesus, der Kinderfreund“ ist 1997 beim IBT auf Dolganisch herausgekommen. Jetzt ist es überarbeitet worden, damit es in einer zweisprachigen Ausgabe auf Dolganisch und Russisch erscheinen kann. Das wird den Kindern beim Lernen ihrer Muttersprache sehr helfen.

Die dolganische Übersetzerin erzählt uns die Hintergrundgeschichte: „Unser orthodoxer Priester, Vater Evfemiy, der die erste IBT-Ausgabe erhalten hatte, versuchte, sie, wo er nur konnte, möglichst weit zu verbreiten. Er sagte, zuerst seien die Leute sehr erfreut gewesen, ein Buch in ihrer Muttersprache zu haben. Später aber beklagten sie sich, dass das Verstehen für sie schwierig sei. Diese erste Ausgabe war von einem sehr bekannten (in der Zwischenzeit verstorbenen) alten Mann übersetzt worden. Er war der beste Dolganisch-Spezialist und beherrschte die Sprache wirklich gut, aber für die gewöhnlichen Leute, die nicht wissenschaftlich gebildet sind, waren viele Ausdrücke in den Texten unbekannt und längst verloren gegangen. So mussten wir eine totale Überarbeitung in Angriff nehmen. Da hatte Vater Evfemiy die Idee mit der zweisprachigen Dolganisch/Russischen Ausgabe, damit die Leute im Buch beide Sprachen vorfinden. Solche zweisprachigen Bücher sind heute in Taimyr sehr gefragt, und alle Lehrbücher und gewöhnlichen Bücher werden nun so herausgegeben.“

In diesem Herbst ist eine Missionsreise in die entferntesten Siedlungen von Taimyr geplant. Die evangelischen Missionare nehmen immer IBT-Publikationen mit, die sie unter der Bevölkerung im Hohen Norden verteilen. Dieses Mal wird es ein sehr kompliziertes Projekt sein. Die Missionare werden zu einer bestimmten Siedlung fliegen, dort ein Lager errichten, sich in drei Teams aufteilen und mit Helikoptern zu den drei entferntesten Dörfern fliegen. Die Distanz zwischen den einzelnen Siedlungen beträgt je ca. 1000 km. Das heisst, dass sie alle im Verlauf dieser einen Expedition besucht werden sollten. Es ist unmöglich, sie einzeln zu besuchen, weil die Entfernung zu gross ist und alles zu teuer wäre. Die Mehrheit der Bewohner dieser Siedlungen sind Dolganen. Sie warten sehnlichst auf die neue Ausgabe in ihrer Muttersprache.

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