Am 18. Dezember erfolgte im Moskauer Büro des Instituts für Bibelübersetzung IBT die Tonbandaufzeichnung des Buches Ruth in gagausischer Sprache. Die technische Seite der Tonaufzeichnung besorgten die Spezialisten des IBT Rodion Popov und Schavkat Dusmatov. Für die redaktionelle Seite war die Koordinatorin Natalja Mansinenko und der IBT-Direktor Vitaly Voinov. Als Sprecherin trat Tatjana Kyrboba-Marin auf.
Tatjana Kyrboba-Marin stammt aus einer bekannten gagausischen Familie, die sich sehr um die Erhaltung und die Entwicklung der gagausischen Sprache und Kultur verdient gemacht hat und bis heute auf diesem Gebiet aktiv ist. Ihr Grossvater Dmitry Nikolaevitsch Karatschoban (1933-1986), war der erste professionelle Schriftsteller der Gagausen. Von Kindheit an zogen ihn Literatur und Folklore an, sein ganzes Leben lang trug er Stück für Stück eine Sammlung für ein historisch-ethnographisches Museum zusammen, das er in seinem Heimatdorf Beschalma aufbaute. Das Dorf liegt unweit von Komrat, der Hauptstadt des autonomen Territoriums Gagausien in der Republik Moldau/Moldova. Heute werden dort ungefähr 20.000 Exponate aufbewahrt: Gagausische Trachten und Kostüme, Alltagsgegenstände, wissenschaftliche Literatur, historische Dokumente, in denen die Gagausen erstmals erwähnt wurden und die ihre Geschichte erzählen. Heute leitet Karatschobans Tochter Ljudmila Marin das Museum und setzt die Arbeit ihres Vaters fort. Und nun kann man also das biblische Buch Ruth mit der Stimme der Enkelin Tatjana Kyrboba-Marin hören!
Die gagausische Sprache ist nahe verwandt mit dem Türkischen, jedoch bekennen sich die Gagausen seit dem 9.-13. Jahrhundert zum Christentum in seiner orthodoxen Ausprägung. Von 1907 an unternahm es der gagausische Volksbildner und Erzpriester Michail Tschakir, Teile der Bibel und der liturgischen Literatur in die gagausiche Sprache zu übertragen. Er verfasste auch das erste Wörterbuch der gagausischen Sprache. In der Sowjetzeit gingen die Übersetzungen von M. Tschakir allerdings vergessen und die Sprache wurde weiterhin als "schriftlos" angesehen. 1957 wurde dann eine auf der kyrillischen Schrift begründete gagausische Schriftsprache geschaffen. In unserer postsowjetischen Zeit wird jedoch ein Alphabet auf Grundlage der lateinischen Schrift verwendet.
Das IBT hat bereits andere Bibelteile ins Gagausische übersetzt, die Praxis hat jedoch gezeigt, dass die Audiofassung für unser Auditorium nicht minder wichtig ist als die gedruckten Ausgaben. Das Buch Ruth erschien zusammen mit dem Buch Jona gedruckt schon 2017 , und nun kommt also auch deren Audiofassung auf die Webseite des IBT.
Für die Zukunft planen wir auch Smartphone-Anwendungen für diese Bücher. Zur Zeit entwickelt sich das gagausische Bibel-Übersetzungsprojekt zügig, die Publikation der Genesis steht bevor, und auch hiervon ist eine Audiofassung geplant. Kürzlich wurde zudem die gagausische Kinderbibel als Smartphone-Anwendung auf der Basis von Android auf Google Play veröffentlicht.
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