„Ich habe in die Augen einer Frau geblickt, die wahrhaftig dem Herrn begegnet ist.“
Rundbrief Winter 2014–2015

Als die Mitglieder des jakutischen Teams für die Tonaufnahme der Psalmen im Moskauer IBÜ-Büro waren, durchlebten sie eine schwierige Zeit. Unsere Übersetzerin Sargylana litt unter Stimmproblemen, und der in Moskau lebende bekannte jakutische Dichter Michail Dyachkowski kam für die Aufnahme mit einem gebrochenen Arm ins Büro. Trotzdem gelang ihnen eine vorzügliche Arbeit. Die Psalmen wurden in zwei Versionen aufgenommen, auf der einen wurde nur gesprochen, auf der anderen gab es eine musikalische Begleitung mit dem jakutischen Volksinstrument, der Chomus (einer Maultrommel), gespielt von einer Jakutin namens Irina. Zusätzlich zu dieser Hauptaufgabe bereitete das jakutische Team eine Tonaufnahme des Hexapsalmos vor. Diese sechs liturgischen Psalmen werden in orthodoxer Manier psalmodiert. So wird diese Aufnahme in Gottesdiensten Verwendung finden können.

Während den kurzen Pausen bei ihrer schwierigen und sich doch lohnenden Arbeit berichteten Sargylana und Michail von interessanten Beobachtungen und Tatsachen aus dem Leben der Jakuten und anderer Volksgruppen in Nordrussland. Es war überraschend, dass sie einer im Norden verbreiteten Ansicht Ausdruck gaben: Eines der charakteristischen Merkmale der im Norden lebenden Volksgruppen wie der Ewenen oder der Ewenken sei ihre ausserordentliche Heissblütigkeit. Dagegen seien die Jakuten (oder Sacha, wie sie sich selber nennen) ausgeglichen, ruhig und eher wenig gefühlsbetont. Dies ist doch recht erstaunlich, da die Vorfahren der Sacha vor vielen Jahrhunderten aus dem Süden in die nördliche Gegend gekommen sind. Ein indirekter Beweis dafür ist die Tatsache, dass die jakutische Sprache zu der Gruppe der Turksprachen gehört. Mir als einer aussenstehenden Beobachterin schien dies alles verkehrt, wird doch ein heftiges Temperament üblicherweise mit dem geographischen Süden in Verbindung gebracht. Sargylana selber beklagt sich, sie sei eine eher gefühlsbetonte, also „unjakutische“ Frau. In ihren Augen bedeutet dies, dass sie viel „heisses, nordisches Blut“ in ihren Adern hat. Einmal mehr realisierte ich, wie sich Gottes wunderbar vielfältige Wirklichkeit über alle menschlichen Binsenwahrheiten hinwegsetzt.

Das Gebiet, auf dem sich die nomadischen Vorfahren der Jakuten niedergelassen haben, war nicht immer so gross, wie es heute ist. Als die russischen Kosaken im frühen 17. Jahrhundert nach Nordsibirien kamen, folgten ihnen die Jakuten auf dem Fuss und breiteten sich über das weite Gebiet aus. Ihre Sprache wurde zur interethnischen Kommunikationssprache im Norden und bekam mit der Zeit unter den Ewenen, den Ewenken, den Jukagiren und sogar den dort ansässigen Russen den inoffiziellen Status einer aristokratischen Sprache des Nordens. Halb Sibirien kommunizierte in der Sacha-Sprache, ähnlich wie es im 19. Jahrhundert die russische Aristokratie in Moskau und in St. Petersburg vorzog, französisch zu sprechen. Man begann sogar, angenommene Ähnlichkeiten zwischen der Sacha-Sprache und dem Französischen zu suchen! Unsere Teammitglieder bezeichneten dies als einen lustigen Scherz der lokalen Geschichte.

Die Vorfahren der Jakuten sind zwar aus dem Süden gekommen, doch das Klima ihrer gegenwärtigen Heimat, der Republik Sacha, ist weit davon entfernt, dem Klima des Heiligen Landes zu entsprechen. Als Sargylana daher den Vers aus Sprüche 31, 21 „Sie fürchtet nicht den Schnee für ihr Haus, denn ihr ganzes Haus ist gekleidet in Karmesin“ übersetzte, war es für sie keine Frage, ob sie das Wort „Schnee“ erwähnen sollte. Für die Autoren der Bibel bedeutete Schnee kaltes Wetter. Für die Jakuten hingegen bedeutet die Erwähnung von Schneefall eher warmes Wetter; kaltes Wetter ist in Jakutien so kalt, dass es gar nicht schneien kann! Darum heisst es in der jakutischen Übersetzung jetzt einfach: „Sie fürchtet sich nicht, wenn es sehr kalt ist.“ Abgesehen von den geographischen und klimatischen Unterschieden zwischen den beiden Ländern, ist die Sprache der Sacha in ihrer poetischen Kraft nicht ärmer als die Sprachen der Bibel. Natürlich hängt vieles von der Persönlichkeit der Übersetzerin ab, aber Sargylana hat ein sehr feines Gespür für die poetischen Schönheiten ihrer Muttersprache. Dr. David Clark, der Übersetzungsberater des jakutischen Projekts, sagt, dass sie in ihrer Übersetzung der Sprüche oft charakteristische Merkmale des jakutischen poetischen Stils einbringt, wie etwa Rhythmus, Alliteration, Vokalharmonie und Reime. All dies macht ihre Übersetzungen sehr geeignet für Tonaufnahmen. Daher sind die jakutischen Audioaufnahmen der Bibel für die Hörer sehr attraktiv.

Seit langem schon berühren die jakutischen Bibelübersetzungen die Menschenherzen. Das ist wohl der Tatsache zu verdanken, dass sich die ersten russischorthodoxen Missionare sehr um die lokale Bevölkerung kümmerten. Sie führten keine Zwangstaufen durch, sondern sie studierten die Sprache, entwickelten ein Alphabet und gründeten Schulen und Bibliotheken. Darum fällt auch in unserer Zeit die jakutische Bibelübersetzung als „Same auf fruchtbaren Boden“. Eine überaus bewegende Geschichte erzählte uns Sargylana anlässlich des vor kurzem durchgeführten IBÜ-Freundestreffens in Moskau. „Die allergrösste Freude in meiner Übersetzungstätigkeit erlebte ich mit einer Frau, deren Leben durch das Wirken des IBÜ verwandelt worden ist.“ So begann sie ihre Geschichte. „Einmal ging ich meine Mutter in einem kleinen Dorf in der Taiga besuchen. Dafür musste ich von Jakutsk aus eine 10stündige Busfahrt auf mich nehmen. Spät abends stieg ich in den Bus. Plötzlich sprach mich eine junge Frau unter den Passagieren mit meinem Namen an. Ich erkannte sie nicht sogleich, doch sie schien mich sehr gut zu kennen, und sie war ganz aufgeregt, mich zu sehen. Sie sagte mir, dass sie regelmässig das Neue Testament in der Sprache der Sacha lese und dass sie es immer bei sich habe. Zu meiner grossen Überraschung holte sie ein abgegriffenes Exemplar von der ersten Auflage des Sacha-NT aus ihrer Tasche und zeigte es mir voller Freude. Wir sprachen eine Weile miteinander, ohne dass mir klarer wurde, wer sie eigentlich war. Dann verliess sie in einem der kleinen Dörfer am Strassenrand den Bus, und erst da erinnerte ich mich, dass ich diese junge Frau als dreijähriges Mädchen gesehen hatte. Während wir noch in der Nähe des Dorfes waren, sah ich vor meinem inneren Auge, was für dramatische Ereignisse dieses Leben geprägt haben. Ihre wunderschöne Mutter war Alkoholikerin; ihr Stiefvater hat einen Gast in ihrem Haus ermordet. Danach beging er Selbstmord. Später erfror ihre Mutter, und ihr leiblicher Vater ertrank. Zusammen mit ihrer Schwester wurde das Mädchen von der alternden Grossmutter erzogen. Ihre Lebensgeschichte ist so schrecklich… Aber als sie auf dieser nächtlichen Busfahrt mit mir sprach, waren ihre Augen voller Wärme und Freude. Ich habe in die Augen einer Frau geblickt, die wahrhaftig dem Herrn begegnet ist.“

Das IBÜ plant, das jakutische Projekt weiterzuführen und ein von einem jakutischen Künstler illustriertes Buch mit biblischen Geschichten herauszugeben.

 

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