Das Buch der Psalmen in der Sprache der Tuwinen (Südsibirien) wurde bereits 2005 erstmals veröffentlicht und fand dann in überarbeiteter Form 2011 Eingang in die Ausgabe der vollständigen Bibel. Als Hörbuch stand es bereits den Kirchen in Tuwa zur Verfügung.
Das Hörbuch hat das Institut für Bibelübersetzung IBÜ mit eigenen Mitteln realisiert. Das zentrale Anliegen war, den Text fehlerfrei und in gut verständlicher Aussprache aufzunehmen. Der Theater-Schauspieler aus der tuwinischen Hauptstadt Kyzyl, Omak Natpit-ool, ein Meister seines Fachs, brachte schon Erfahrung mit der Rezitation von Bibeltexten mit. Ein Vorteil waren auch die guten Kenntnisse seiner Muttersprache: Omak hat als Kind nur tuwinisch gesprochen und erst in der Schule Russisch gelernt.
Elena Samba, die zweite Sprecherin des Audioprojekts, meinte: „Die Tuwinen lieben ihre Sprache, sie vergessen sie nicht – vielleicht wurden wir auch deshalb vielen anderen Völkern vorgezogen und haben als erste (der nichtslawischen Völker Russlands, Anm.d.Red.) eine vollständige Bibelübersetzung erhalten. Dazu kommt – sagt Elena – dass die Tuwinen ein sehr poetisches Volk sind, die Psalmen sind unserer Kultur sehr nahe.“
Zur musikalischen Begleitung der Audioaufzeichnung sind die Herausgeber sozusagen den Anweisungen aus dem Buch der Psalmen gefolgt und haben dazu tuwinische Instrumentalmusik ausgewählt. Mit Unterstützung der Musikologin Dr. Uljana Mongusch konnte die tuwinische Gruppe „Chün Chürtü“ zur Mitarbeit gewonnen werden. Der Montage der musikalischen Begleitung ging eine akribische Kleinarbeit voraus, um Instrumente auszuwählen, die denjenigen aus der Entstehungszeit der Psalmen analog sind. Als Blasinstrumente wurden die tuwinischen Limbi (Querflöte) und Schoor (Längsflöte) eingesetzt, als Seiteninstrumente das Tschadagan (viel-saitiges Zupf- und Anschlaginstrument) und das Dopschuluur (zweisaitiges Zupfinstrument mit trapezartigem Korpus).
Grosse Aufmerksamkeit wurde den Intonierungen des Instrumentalklanges und der Melodien geschenkt, wie sie den Zusammenhang, den Inhalt und die Gestimmtheit der Psalmen ausdrücken. So werden etwa Einsamkeit, Flehen und Klage vom gedehnt-zärtlichen Klang des zweisaitigen Streichinstruments Igil begleitet, leise Trauer von der Längsflöte Schoor. Die „Wallfahrtslieder“ werden durch den Klang des viersaitigen Streichinstruments Bysaantschy verstärkt, die „Lobgesänge“ – durch das zweisaitige Zupfinstrument Dopschuluur. Das vielsaitige Zupf- und Schlaginstrument Tschadagan vermittelt ein Gefühl von Kraft und Freude. Das Chomus (oder Vargana) wiederum ist eine selbstklingende Maultrommel und begleitet in der tuwinischen Folklore oft den Kehlkopfgesang; es versetzt die biblischen Texte in eine für die Tuwinen vertraute Umgebung und verursacht einen besonderen Seelenzustand, der die Aufnahme und das Durchempfinden der Psalmen intensiviert.
Die Aufnahmen können auch aus dem Internet geladen werden.
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