"Du bist gekommen, um auf meinen Kopf zu treten!"
Rundbrief Sommer 2017

„Wenn ein Gast ein kurdisches Haus betritt, sagt der Gastgeber gewöhnlich: ‚Du bist gekommen, um auf meinen Kopf zu treten‘.“ Das berichtete unser kurdischer Übersetzer im IBT-Büro in Moskau, als wir ihn nach kurdischen Traditionen beim Empfang von Gästen fragten. Zu sagen, wir seien schockiert gewesen, wäre noch eine Untertreibung! Auf Russisch bedeutet die gleiche Redensart, dass eine Person uns ärgert, dass ihr Verhalten uns aufs Äusserste nervt und dass ihr Tun uns schreckliche Probleme bereitet. Wir schauten einander fragend an: Was konnte er wohl meinen? Wollte er damit sagen, die Kurden hätten, anders als andere Völker des Mittleren Ostens, keine Tradition der Gastfreundschaft? Dass sie ihre Gäste zutiefst ablehnen? Aber alles regelte sich, als der Übersetzer diese seltsame Redensart erklärte: ‚Auf jemandes Kopf treten‘ zeigt auf Kurdisch die tiefe Demut des Gastgebers, der sich sozusagen zu Boden, ja, unter die Füsse seines Gastes wirft… Es war also genau das Gegenteil dessen, was wir vermutet hatten.

Genau das geschieht, wenn wir eine fremde Sprache sprechen oder hören, wie in einer fremden Sprache gesprochen wird. Wir beginnen mit dem Kopf zu analysieren, aber wir können die Aussagen nicht mit unserem Herzen erfassen. So sind unsere Analysen – die Bilder, die wir uns machen, unsere psychologischen Überlegungen – oft weit von der Realität entfernt. Einer der Übersetzer in unserem kurdischen Übersetzungsteam, der in einem Dorf der Gebirgsregion Armeniens lebt, erzählt in seinem Zeugnis: „Bevor ich Christ geworden bin, war mein ganzes Denken armenisch, was nicht überrascht. Der ganze Lernprozess in der Schule findet auf Armenisch statt. Wenn wir im Alltagsleben lesen, so sind alle unsere Zeitungen und Bücher auf Armenisch geschrieben. So war es nur natürlich, auf Armenisch zu denken. Aber als ich mich zu Christus bekehrte, fing ich an, auf Kurdisch zu denken!“ Ist das nicht ein erstaunliches Zeugnis? Sein ganzer Denkprozess veränderte sich. Dieser Mann lebte vorher vom Kopf her, sein Leben war vom Verstand geprägt. Als er sich aber Christus zuwandte, tauchte er in sein inneres Selbst hinunter und begann, vom Herzen her zu leben. „Wenn du die Bibel auf Armenisch liest, nimmst du das Gelesene mit dem Kopf auf, aber es erreicht dein Herz nicht“, fuhr das Teammitglied, das heute ein Pastor ist, weiter. „Wenn du jedoch kurdisch liest, ist das ganz anders. Die Psalmen auf Kurdisch tönen ganz natürlich.“ Dieses Interview wurde von einem Audiotechniker anlässlich seines Besuchs im oben erwähnten armenischen Dorf aufgenommen, als er dort Audioaufnahmen der kurdischen Psalmen im Kurmandschi-Dialekt machte. Selbstverständlich kam er während seines Aufenthalts dazu, einen grossen Schluck kurdischer Gastfreundschaft zu trinken. Ja, die Glieder der dortigen Gemeinde liessen ihn ‚auf ihre Köpfe treten‘. Als er in der Kirche versuchte, in der Ecke der hintersten Sitzreihe Platz zu nehmen, nahm ihn der Pastor an der Hand, führte ihn zur mit Samt gepolsterten vordersten Reihe und verkündete der ganzen Gemeinde, das sei ihr lieber Gast aus Moskau. Von da an lächelten ihm die Gemeindeglieder fröhlich zu, wann immer sie ihm im Dorf begegneten.

Gemäss verschiedenen Schätzungen gibt es auf der Welt zwischen 20 und 30 Millionen Kurden. Die Mehrheit von ihnen spricht den Kurmandschi-Dialekt. So übersetzt das IBÜ die Bibel auch in diese Sprachform. In den Ländern der früheren Sowjetunion sind die kurdischen Gemeinschaften von den armenischen Berggebieten bis zu den verschneiten Ebenen Sibiriens verstreut. Ein anderer kurdischer Pastor und langjähriger IBÜ-Übersetzer hat vor kurzem Nachrichten aus der kurdischen Diaspora in Sibirien ins Moskauer IBÜ-Büro gebracht. Er berichtet: „Jetzt, da die Psalmen und die Sprüche auf Kurdisch veröffentlicht sind, erhalte ich viele Telefonanrufe aus Sibirien. Es gibt dort in den Städten wie auch auf dem Land viele kurdische Kaufleute, die verschiedenste Läden und Kaufhäuser besitzen. Gewöhnlich sind sie nicht besonders religiös gesinnt, sondern eher gleichgültig. Einige haben von gewissen religiösen Ideen gehört, andere betrachten sich als Ungläubige. Nun hat sich aber die Kunde ausgebreitet, es gebe neue kurdische Texte, und so rufen sie an und bitten uns, ihnen Lesestoff in ihrer Sprache zu senden. Wir schickten ihnen die Ausgabe der Psalmen und Sprüche. Sie meldeten sich wieder und berichteten, sie seien in den Text verliebt. All diese Besitzer von kleinen Geschäften sitzen nun in ihren Läden und lesen die Psalmen und die Sprüche! Sie sagen: ‚Es fühlt sich an, als hätte unsere eigene Literatur aus alten Zeiten begonnen, zu uns zu sprechen, als wären es die Geschichten, die unsere Eltern und unsere Vorfahren uns aus Zeitmangel nicht mehr mündlich überliefern konnten. Wie schade, dass unsere Eltern nicht mehr bei uns sind. Sie hätten sich so sehr an der Ausdrucksweise dieser Literatur gefreut. Wir wissen zwar nicht, ob wir einmal Christen werden, aber unsere Herzen sind zu unserer Muttersprache hingezogen. Sie ist so sehr mit diesen Weisheitsworten, diesen Geschichten, diesen Handlungssträngen verwoben‘.

 Zudem stellte sich heraus, dass in einigen Gegenden, Armenien und Georgien inbegriffen, das Buch auch den Lehrern dient. An einigen Orten gibt es Schulstunden auf Kurdisch, und die Lehrerinnen und Lehrer gebrauchen nun das Neue Testament, die Psalmen und die Sprüche als Quelle für ihre Vorträge.“

So sind interessante Dinge geschehen. Im ersten Zeugnis sahen wir, wie die Bekehrung zu Christus das Herz eines Menschen neu belebt und die Quellen des inneren Sprechens in der Muttersprache erneuert. Aus diesem Grund spürten mehrere Personen den inneren Drang, selber auch Übersetzer oder Sprecher für die zukünftigen Audioaufnahmen im kurdischen Projekt zu werden. Und im folgenden Zeugnis sahen wir, wie sich die Übersetzungen auch bei Nichtchristen auswirken, die zwar dem gleichen Volk angehören, aber weit entfernt vom Übersetzerteam leben. Und diese Bewegung dehnt sich weiter aus, auch über die Länder der früheren Sowjetunion hinaus.

„Ich nahm an einem Treffen für ausserhalb der GUS (Gemeinschaft unabhängiger Staaten) lebende kurdische Bibelübersetzer teil“, fährt unser Übersetzer weiter. „Sie entschieden sich, unsere Bibelübersetzung als einen Quellentext für ihre eigenen zukünftigen Übersetzungen zu benutzen. Vertreter von verschiedenen kurdischen Gruppen im Mittleren Osten beschlossen daher, mit ihren eigenen Übersetzungen der Arbeit des IBÜ nicht vorauszueilen. In der Türkei und an einigen anderen Orten ist das Wissen der Kurden um die Grammatik und den Satzbau ihrer Muttersprache teilweise verloren gegangen. Unter dem Einfluss des Türkischen und des Arabischen, den Sprachen der Mehrheiten und der Schulen, wurde ihr Kurdisch vereinfacht. Die geschriebene Sprache verarmte im Vergleich zum Kurdischen, das in der GUS bewahrt worden ist. Wenn nun Kurden aus anderen Ländern die Audioaufnahmen der Psalmen hören, füllen sich ihre Augen mit Tränen. Sie wollen nicht länger vereinfachte Texte wiedergeben. Sie sagen: ‚Wenn wir sprechen, gebrauchen wir diese Formen immer noch, aber wir hatten keine Ahnung, dass die Vielfalt und der Formenreichtum unserer Sprache in geschriebenen Texten wiedergegeben werden können. Nun erkennen wir die Schätze unserer Sprache, und wir möchten auch in unseren Ländern ihre schriftliche Form wiederherstellen und standardisieren‘.“

Gegenwärtig wählt das IBÜ-Team kurdische Volksmusik als Begleitung für die zweite Version der Audioaufnahme der Psalmen aus. Wir hoffen, dass diese Aufnahme noch mehr Herzen berühren wird in diesem Volk, das auf so tragische Weise über die ganze Welt verstreut lebt, das keine Heimat, aber eine tiefe Liebe für seine Identität hat und mit ganzer Kraft sein wahres Selbst sucht.

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