Die vollständige Bibel in dem von den Kurden in Armenien und Russland gesprochenen Kurmandschi-Dialekt befindet sich in der Endphase der Arbeit, und wir bei IBT hoffen, dass sie bereits 2024 veröffentlicht werden kann. In dieser letzten Phase der Arbeit kommt dem philologischen Redakteur besondere Bedeutung zu. Dabei handelt es sich um einen muttersprachlichen Kurmandschi-Sprecher, der die Übersetzung in Bezug auf Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung und Natürlichkeit verbessert und zusammen mit den Teammitgliedern die von den Rezensenten vorgeschlagenen Korrekturen bewertet. Im Laufe der jahrzehntelangen Arbeit hatte das IBT/SIL/UBS-Kurmandi-Übersetzungsprojekt mehrere philologische Redakteure, und im Jahr 2017 kam ein hochprofessioneller neuer Sprachspezialist zum Team hinzu – gerade rechtzeitig, um die Arbeit an der Gesamtbibel zusammenzuführen.
Synaru, ein Mitglied des Altai-Übersetzungsteams von IBT, besuchte kürzlich das Moskauer Büro und teilte ihre Freude mit uns: Sie hatte gerade ihre Masterarbeit in Theologie zum Thema Bibelübersetzung ins Altai verteidigt. Die Zeit zum Entspannen und Feiern war jedoch sehr kurz: Synaru stand vor ihrer nächsten Herausforderung – die Paulusbriefe zu überarbeiten, damit sie von den Gläubigen leichter verstanden werden.
Das Altai Neue Testament wurde erstmals vor zwei Jahrzehnten, im Jahr 2003, von IBT veröffentlicht. Seitdem hatten evangelische Kirchenmitglieder mehrmals Teilrevisionen initiiert, die 2014 zu einer überarbeiteten Veröffentlichung und dann 2017 zu einer zweisprachigen Ausgabe zusammen mit Russisch führten...
Die karatschaische Bibelübersetzerin Ljudmila kam aus dem Dorf Kyzyl-Pokun in Karatschai-Tscherkessien im Nordkaukasus in das IBT-Büro in Moskau, um ihren ersten übersetzten Bibelabschnitt - das Buch Jona - aufzunehmen. Ihre jüngere Tochter Farida, die in Moskau lebt, las die Übersetzung vor, während Ljudmila zuhörte und Vorschläge zur Verbesserung der Lesung machte. Am Ende der zweitägigen Arbeitssitzung bat ich die Übersetzerin zu erzählen, wie sie zu dem Bibelübersetzungsprojekt kam.
Der zweispitzige Berg Elbrus liegt direkt an der Grenze zwischen Kabardino-Balkarien und Karatschai-Tscherkessien in der nordwestkaukasischen Region Russlands. Viele bekannte Legenden und Mythen wurden von den Einheimischen neu interpretiert und mit ihrer Heimat und diesem gewaltigen Berg in Verbindung gebracht. So suchten hier die Argonauten nach dem Goldenen Vlies, und Prometheus, der den Menschen das Feuer schenkte, wurde am Elbrus an einen Felsen gekettet. Das Volk der Abaza verbindet den Elbrus mit der biblischen Geschichte der Sintflut. Nach einer Legende der Abaza soll Noahs Arche am Elbrus Halt gemacht haben. Noah wandte sich an den Berg: „Bitte halte die Arche an, lass sie auf deinem Gipfel verweilen!“ Doch der Berg verweigerte sich dem rechtschaffenen Mann, worauf der Herr ihn bestrafte und seine Spitzen in zwei Teile spaltete, so dass die Arche schliesslich auf dem Berg Ararat anhalten konnte.
Chakassien in Südsibirien ist in mancher Beziehung ein einzigartiges Land. Es gilt zu Recht als das „archäologische Mekka“ Sibiriens, ein Land mit reicher Geschichte und alter Kultur. Mehr als 30‘000 archäologische Funde sind hier bewahrt. Chakassien wird auch „das Land der 1000 Seen“ genannt und ist für die Heilkraft des mineralhaltigen Wassers in einigen dieser Seen bekannt. Der Tus-See (auf Chakassisch „Salzsee“) wird sogar „das chakassische Tote Meer“ genannt. Wie im Toten Meer in Israel kann man sich auf das salzhaltige Wasser legen ohne unterzugehen.
Das chakassische Volk stammt von den Jenissei-Kirgisen ab, die im 7. Jahrhundert n. Chr. über Chakassien herrschten und später von mongolischen Stämmen erobert wurden. Heute sind die Chakassen weder Moslems, wie etwa die Kirgisen in Zentralasien, noch Buddhisten, wie die benachbarten Tuwiner, die in ihrer Geschichte zeitweise auch von der Mongolei beherrscht worden waren.